Vor einigen Wochen hat ein weltweit führendes Unternehmen des Pharma-Packaging die offizielle Version eines digitalen Produkts herausgebracht, und zwar einen selbsterklärenden Kurs für ausländische Käufer einer primären Verpackungslinie.
Für dieses digitale Produkt zur technischen Schulung wurde ich als Project Manager beauftragt und so habe ich mich gemeinsam mit einem Team von SPAI und anderen Lieferanten an allen Phasen der Projektierung und Umsetzung beteiligt. Das war in vielerlei Hinsicht eine interessante Erfahrung, die mich persönlich bereichert und zu interessanten Überlegungen über die berufliche Entwicklung derjenigen veranlasst hat, die unsere Arbeit im Bereich der Abnahme und vor allem der technischen Kommunikation ausführen.
Die Freigabe dieses digitalen Schulungsprodukts erfolgte während eines Videocalls in Gegenwart des Endverbrauchers, der Produktentwickler und zweier Trainer, die bereit waren, im Fall von Problemen einzugreifen.
Nach den Begrüßungen und Vorstellungen folgte eine kurze Erklärung zur Verwendung des Tools. Anschließend teilte der Kunde den Bildschirm, unterbrach die Audioverbindung und begann, den Kurs vollkommen selbständig zu erkunden. Ich fand es faszinierend und aufregend zu sehen, wie diese Personen die Inhalte durchblätterten und verinnerlichten, an einigen Stellen innehielten, alle Videos starteten – auch diejenigen, die sich aus chronologischen Gründen wiederholten – die Tests durchführten und manchmal zurückgingen, um sicherzustellen, dass sie die schwierigeren Passagen verstanden hatten. Auch für uns war es ein Test. So konnten wir in Echtzeit alle Konzepte, Terminologien und Passagen prüfen, an denen wir wochenlang gearbeitet hatten.
Nach eineinhalb Stunden miteinander geteilter Stille, in der das einzige Geräusch aus dem Zirpen der Grillen vor meinem Fenster bestand, fand einer unserer Trainer einen Fehler bei der Antwort auf die Frage eines Zwischentests. Wir nutzten die Gelegenheit, um die lange Stille zu unterbrechen und den Endverbraucher zu fragen: „Läuft alles gut?“ Dann haben wir ihm erklärt, dass wir eine falsche Antwort gefunden haben. „Gibt es irgendwelche Aussagen, die ein wenig unklar sind? Sind die Fragen zu schwer?“, haben wir ihn gefragt.
Die Antwort kam ohne Umschweife: „Nein, es ist alles klar, sowohl bei den Inhalten als auch bei den Fragen, ihr habt sehr gute Arbeit geleistet!“
Dann folgte eine weitere Stunde Stille, in der wir nochmals dabei zusehen konnten, wie unser „digitales Wesen“ unter Beweis gestellt wurde und alle Erwartungen zu erfüllen wusste. In diesem Moment erkannte ich, dass genau diese Stille der Beweis dafür war, dass wir gut gearbeitet hatten. Keine Frage, keine Bitten um weitere Erklärungen, kein Zweifel. Die zwei Trainer haben zugeschaut, ohne auch nur ein einziges Mal eingreifen zu müssen. Ja, es war die schönste Stille, der ich jemals gelauscht habe, und darauf konnten wir stolz sein, denn wenn ein selbsterklärender digitaler Kurs sein Ziel erfüllt, dann ist das den Frauen und Männern des Entwicklungsteams und der Führungsebene, die daran gearbeitet haben, zu verdanken.
All das führt mich zu einigen persönlichen Erwägungen zur digitalen Welt.
Meine persönlichen Erwägungen haben mich dazu geführt, über die digitale Transformation nachzudenken, die unsere Welt in den letzten Jahren erlebt hat und deren Ziel in der Umwandlung von Prozessen besteht, die normalerweise von Personen vor Ort oder aus der Ferne in automatisierten Tätigkeiten ausgeführt werden. Eine philosophische Diskussion über die Maschine, die dem Menschen seine Arbeit wegnimmt, möchte ich an dieser Stelle vermeiden, ich überlasse dieses Thema und die Freude an dessen Vertiefung den Freunden von Asimov, zu denen auch ich gehöre. Sicherlich hat die Pandemie diese Transformation beträchtlich beschleunigt, aber in Wirklichkeit hatten der Anfang und die ersten Schritte bereits vor einiger Zeit begonnen. Ich meine die Digitalisierung, und im besonderen Fall alles, was das Learning Management System (LMS), das System zum Management von Schulungen, anbelangt. Diese Herangehensweise an die Vermittlung von Informationen besitzt große Gültigkeit und Aktualität. Eine Software-Plattform zum Management des gesamten Schulungsvorgangs, von der Erstellung und Projektierung der Kurse bis zur Übergabe an die Nutzer und Überwachung der Schulungsergebnisse, ist ein sehr starkes Tool im Vergleich zu den herkömmlichen Möglichkeiten.
Die positiven Aspekte, die diese Tools bieten, sind zahlreich, aber meiner Meinung nach haben zwei von ihnen mehr Bedeutung als die anderen, weil sie den immer relevanter werdenden Bedürfnissen der Menschen entgegenkommen.
Der erste ist die Möglichkeit des Zugangs zum Schulungsmaterial zu den vom Nutzer selbst bestimmten Zeiten. Wir entscheiden, wann und in welchem Rhythmus wir den digitalen Parcours absolvieren. Eine feste Kurszeit an einem bestimmten Ort zu haben zwingt uns, den Tag rund um diesen Termin zu planen. Heutzutage können wir uns, nachdem wir die Kinder ins Bett gebracht und unserer Frau einen Gutenachtkuss gegeben haben, dem Kurs widmen, während wir einen kühlen Tee trinken und bequem auf unserer Terrasse sitzen. Oder aber bei einem heißen Tee vor dem Kamin, je nach der Jahreszeit.
Der zweite, noch menschlichere Aspekt ist die Faulheit. Wir sind alle betroffen vom Hang zur „Energieeinsparung“, wobei ich in diesem Fall nicht von Gas oder Strom spreche, sondern von der DNA jedes Lebewesens: Wenn es möglich ist, Anstrengung zu sparen, dann tun wir das. Auch bei der Schulung gilt dasselbe Prinzip. Zwischen einem Buch und einem Film entscheidet sich der Großteil der Menschen für den Film. Der Grund? Es ist bequemer und geht schneller. Diese Technologie setzt genau bei diesem Prinzip an.
Vom Gesichtspunkt des Managements und der Entwicklung des Produkts her muss ich dagegen sagen, dass es keinen großen Unterschied gegenüber den herkömmlichen Methoden gibt. Ja, natürlich ändern sich zuweilen Hilfsmittel, andere kommen dazu, aber der Einsatz neuer Hilfsmittel sollte weder eine Einschränkung für die Personen sein, die die Produkte erstellen, noch für diejenigen, die sie nutzen.
Wenn es uns gelungen ist, von der Kohle zum Benzin und schließlich zur Kernenergie überzugehen, dann denke ich, werden wir auch lernen, den Schritt vom Stift zur Videokamera und jetzt zur virtuellen Realität zu tun. Gewiss, das sind interessante und noch unausgegorene Themen. Die „Energieeinsparung des Menschen“, von der ich vorhin sprach, hat uns dazu gebracht, das Neue zu meiden und bei dem zu bleiben, was wir bereits beherrschen, aber das ist eine ganz andere Geschichte.
Ein weiterer Aspekt, der zu berücksichtigen ist, ist das Management der Informationen. Wenn es erforderlich ist, die Nutzung eines Systems zu beschreiben, das sich ständig weiterentwickelt und das zudem noch oft auf den jeweiligen Kunden zugeschnitten ist, dann besteht die Gefahr, das Schulungsprojekt immer wieder neu erstellen zu müssen, was mit steigenden Produktionskosten einhergeht. Aber auch das ist ein Thema, dem wir uns später zuwenden wollen.